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Der stallnahe Bereich von Legehennenausläufen ist deutlich stärker mit Nährstoffeinträgen belastet als die stallferneren Bereiche. Das liegt daran, dass die Hühner diesen Bereich häufiger nutzen. Doch es gibt Möglichkeiten, diesen Bereich so zu managen, dass Nährstoffeinträge vermindert werden.
Bei der Freilandhaltung von Legehennen und bei der Öko-Legehennenhaltung mit verpflichtendem Auslauf wird der stallnahe Bereich – in der Regel die ersten 50 Meter rund um den Stall – deutlich stärker durch Nährstoffeinträge belastet als die stallfernen Bereiche. Das liegt an der hohen Frequentierung dieser Fläche durch die Hühner. Die Tiere degenerieren mit ihrem Scharren und Picken die Grasnarbe und den Aufwuchs und zerstören damit die Vegetationsdecke. Das kann zu einer Anreicherung von Nährstoffen in den Grünausläufen oder sogar im Grundwasser führen.
Freilandhaltung und ökologische Erzeugung gelten jedoch als tierwohlfördernd, so dass ein Zielkonflikt zwischen Tierwohl und Umweltschutz besteht. Tierfreundliche Haltungssysteme müssen also so gestaltet werden, dass Nährstoffeinträge vermindert werden. Dazu gibt es verschiedene Ansätze.
Ideal ist es, in Stallnähe Pflanzen anzubauen, die viele Nährstoffe verbrauchen. Dazu zählen Waldstaudenroggen, Silomais, Holunder, Pappeln oder Miscanthus. Durch das schnelle Wachstum dieser Pflanzen werden die Nährstoffe aus den Exkrementen der Hennen in Biomasse umgewandelt. Eine hohe Wurzelmasse – beispielsweise bei Pappeln – wirkt zudem einer übermäßigen Nährstoffverlagerung entgegen.
Wie kann eine zukunftsfähige landwirtschaftliche Legehennenhaltung aussehen? Dieser Frage geht die Broschüre "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept – Legehenen" nach. Das Thema Tierwohl spielt dabei sowohl in Bezug auf die gesellschaftliche Akzeptanz als auch im Hinblick auf Tiergesundheit und gute biologische Leistungen eine essenzielle Rolle.
Um Pfützenbildung zu vermeiden und die Nährstoffe aus den Ausscheidungen der Tiere zu binden, empfehlen Experten, den Nahbereich von Legehennenställen mit einem geeigneten Substrat einzustreuen. Doch welches Material eignet sich dafür am besten? Das erforschen Wissenschaftler derzeit im sogenannten KLUFT-Projekt (KLUFT - Kreislaufschließung in der Freilandhaltung von Legehennen: Substrate und Zuschlagstoffe für den Nahbereich). Ihr Ziel: die hohen Nährstoffmengen, die in der Freilandhaltung von Legehennen im stallnahen Bereich anfallen, durch den Einsatz von Substraten und Zuschlagsstoffen aufzufangen und nutzbar zu machen. Die Nährstoffe aus dem Kot der Legehennen sollen durch Substrate gebunden und in den innerbetrieblichen Kreislauf zurückgeführt werden können - entweder als Substrat in der Kompostierung oder als Dünger auf dem Feld.
In Modellversuchen des KLUFT-Projektes testeten die Forschenden mineralische Substrate wie Basaltschotter, Flusskies, Gleisschotter und Sand sowie organische Substrate wie Strohmehlpellets, Strohmehlgranulat, Dinkelspelzpellets, Holzpellets und Holzhackschnitzel. Dazu simulierten sie einen 200 Quadratmeter großen Nahbereich eines stationären Feststalls mit 3000 Tieren.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten fest, dass mineralische Substrate nicht in der Lage sind, die Nährstoffmengen aus dem stallnahen Bereich über eine winterliche Sickerwasserperiode hinweg aufzufangen. Es zeigte sich, dass unter Kies und Schotter extrem hohe Nitratwerte auftreten und ein hohes Risiko der Nährstoffauswaschung besteht. Dazu kommt, dass mineralische Substrate aufwendig aufbereitet werden müssen, um fachgerecht entsorgt werden zu können.
Anders sieht die Situation bei den organischen Substraten aus. Diese waren in den Versuchen deutlich besser in der Lage, die Nährstoffmengen des Stallnahbereichs zu halten. Vor allem die Pelletvarianten wie Strohmehlpellets, Dinkelspelzpellets und Holzpellets erzielten ein gutes Ergebnis. Holzhackschnitzel schnitten im ersten Versuch mäßig, im zweiten Versuch deutlich besser ab. Erste Erfahrungen auf Praxisbetrieben zeigen zudem, dass vor allem Strohpellets lange scharrfähig bleiben, weil sie von den Tieren ständig bearbeitet werden und von oben immer wieder abtrocknen.
Im KLUFT-Projekt untersuchte man auch die Kosten eines Substratwechsels. Diese schwanken je nach Material und Rohstoffpreis. Bei Holzhackschnitzeln liegen die Substrat- und Arbeitskosten pro Wechsel bei etwa 6 Euro pro Quadratmeter, bei Strohmehlpellets und Strohmehlgranulat bei rund 22 Euro pro Quadratmeter. Umgerechnet auf das Produkt entspricht dies bei zwei Substratwechseln pro Jahr etwa 0,5 bis 0,6 Cent pro 100 Eier für Holzhackschnitzel oder 1,6 bis 2,3 Cent pro 100 Eier für Strohmehlpellets oder Strohmehlgranulat, ohne Anrechnung des Wertes der Nährstoffe.
Im nächsten Teil des Projektes prüfen die Forschenden im Labor die Eigenschaften und Qualitäten der Substrate. Sie untersuchen beispielsweise Holzhackschnitzel verschiedener Größen und Sortierungen aus Hart- und Weichholz auf ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften sowie ihre Nährstoffhaltekapazität. In einem weiteren Exaktversuch und auf Praxisbetrieben sollen Gasmessungen klimarelevanter Gase in Echtzeit vorgenommen werden.
Verhalten: | Struktur und Maßnahme: | |
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0-10 Meter | Hühner halten sich gerne im Schutz des Stalles auf und koten in Stallnähe ab. Darüber hinaus nehmen sie gerne ein Staub- oder Sonnenbad in einem geschützten, trockenen Bereich. | Eine planbefestigte, überdachte und mit Sand eingestreute Fläche ermöglicht ein einfaches Abschieben und Austauschen des Materials. |
10-25 Meter | Die Tiere scharren gerne in geeignetem Substrat und sie suchen Schutz (zum Beispiel vor möglichen Beutegreifern) und Schatten. | Eine mit Holzhackschnitzeln, Strohmehlpellets oder Strohmehlgranulat eingestreute Fläche, die von den Tieren bearbeitet werden kann und gleichzeitig Stickstoff bindet, ist ideal in diesem Bereich. Um Pfützenbildung zu vermeiden, muss die Fläche glattgezogen werden können. Eine Drainage mit Auffangmöglichkeit verhindert, dass Stickstoff in tiefere Bodenschichten gelangt. Versetzbare Unterstände bieten den Tiere Schutz, können dem Verhalten der Tiere angepasst werden und erleichtern Pflegemaßnahmen. Gegebenenfalls ist ein planbefestigter Schlechtwetterauslauf sinnvoll. |
25-50 Meter | Hennen nehmen gern Grünaufwuchs auf und scharren in der Erde nach Sämereien, Würmern und Insekten und sie suchen Schutz und Schatten. | Die Fläche in diesem Bereich sollte wenig bis keine Deckung bieten, damit sich die Hühner hier nur möglichst kurz aufhalten und schnell zur gut sichtbaren Deckung aus Buschwerk bei 50 Metern geleitet werden. Alle Strukturelemente müssen so angeordnet sein, dass die Flächen dazwischen maschinell bearbeitet werden können. Bei einigen Ställen bietet es sich an, Wechselausläufe anzulegen. |
Quelle: Broschüre "Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Geflügel – Legehennen" des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (2024) |
Letzte Aktualisierung 12.11.2024