Wie lockt man Hühner tiefer in den Auslauf hinein? Wie lockt man Hühner tiefer in den Auslauf hinein?

Wie lockt man Hühner tiefer in den Auslauf hinein?

Mit den richtigen Strukturen im Grünauslauf nutzen Legehennen alle Bereiche dieser Fläche besser. Richtig angelegt und eingesetzt helfen natürliche und künstliche Strukturelemente den Tieren, das Gelände um ihren Stall zu erkunden. Die Hennen verteilen sich selbst und ihre Exkremente gleichmäßiger im Auslauf. So werden extrem hohe Nährstoffeinträge in Stallnähe abgemildert.

Nach Untersuchungen von Forschenden der Universität Kassel-Witzenhausen fallen 70 Prozent des im Freiland abgesetzten Kotes im stallnahen Bereich des Auslaufs an, also auf etwa 10 Prozent der Auslauffläche. Dies führt zu einem unverhältnismäßig hohen Nährstoffeintrag in diesen Bereichen. Besonders größere Freilandherden nutzen ihren Auslauf oft nicht gleichmäßig; die Tiere halten sich hauptsächlich in dem für sie sicheren Stallnahbereich auf. Schlecht oder nur wenig strukturierte Ausläufe verstärken den Effekt. Deshalb sollte  man den Legehennenauslauf mit Hilfe von Strukturelementen so gestalten, dass sich die Tiere im Schutz von künstlichen Schutzeinrichtungen, Büschen und Bäumen vom Stall wegbewegen können.

Ideal sind künstliche Schutzeinrichtungen in einem Abstand von sieben bis zehn Metern zum Stall, an die sich ein Bewuchs mit Büschen anschließt, der die Tiere weiter in die Fläche leitet. Niedrig angebrachte Photovoltaikanlagen können alternativ oder zusätzlich zu den Büschen im Auslauf Schutz bieten. Experten empfehlen, Pflanzen zu wählen, die dem Boden Nährstoffe entziehen. Im stallfernen Bereich des Auslaufs – ab 100 Meter bis zum Ende – sorgen Energieholz oder Photovoltaikanlagen für eine gleichmäßige, intensive Deckung. So verteilen sich möglichst viele Tiere bis in die hinteren Zonen des Auslaufs.


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Strukturierungselemente für Grünausläufe

1. Künstliche Schutzeinrichtungen

Unter den Begriff "künstliche Schutzeinrichtungen" fallen zum Beispiel Schutzhütten und Unterstände in den verschiedensten Varianten. Dazu zählen einfache Hütten, Eisengestelle mit Tarnnetzen, Traktoranhänger und Photovoltaikanlagen. Diese Schutzeinrichtungen lassen sich oft mobil einsetzen und bei Bedarf kombinieren.

2. Blühende Stauden oder Wildobststräucher

Stauden und Wildobststräucher, idealerweise in Gruppen auf mehreren Pflanzinseln, bieten den Hühnern sowohl ein Versteck vor Raubvögeln als auch ein schattiges Plätzchen. Wichtig ist es, die Pflanzen passend zum Standort auszuwählen. Geeignete Staudenpflanzen sind Durchwachsene Silphie, Stockrosen, Sonnenblumen, Disteln, der Große Wasserdost oder Topinambur. Passende Wildobststräucher sind Schlehen, Ebereschen, Felsenbirne, Kornelkirsche und Holunder. Auch Beerenobststräucher wie Himbeeren, Brombeeren oder Johannisbeeren eignen sich für den Hühnerauslauf. Neue Pflanzen sollten mit Hasendraht vor den Hühnern geschützt werden, bis sie gut angewachsen sind.

3. Bäume

Unter Bäumen suchen Legehennen gerne Schutz und Deckung, zum Beispiel vor Greifvögeln oder bei extremer Witterung wie großer Hitze, starker Sonneneinstrahlung oder starkem Wind. Geeignete Bäume für Hühnerausläufe sind beispielsweise Obstbäume, aber auch alle Nusskulturen. Wer diese Gewächse in seinem Auslauf anpflanzt, muss beachten, dass sie regelmäßig und fachmännisch geschnitten werden müssen.

4. Gehölzstreifen / Agroforst

Immer häufiger strukturieren Pappel-, Weiden- oder Erlenstreifen sowie sogenannte Kurzumtriebsplantagen (KUP) die Ausläufe. Das Kennzeichen der Kurzumtriebsplantagen ist, dass die Gehölze regelmäßig am Stock geschnitten werden und danach wieder austreiben.

Wer Gehölzstreifen in seinem Auslauf anpflanzen will, sollte sich nicht nur bei der Auswahl der Gehölzart, der Pflanzung, Pflege und Ernte fachkundig beraten lassen, sondern auch die Gegebenheiten seines Stalles, die Lage und Größe der Auslauffläche sowie die Herdengröße berücksichtigen. Außerdem sind einige rechtliche Vorgaben zu beachten.

Wichtig ist, dass die Gehölzstreifen keine Barriere für die Tiere auf ihrem Weg vom Stall in die Auslauffläche darstellen, sondern die Hühner in den Auslauf leiten. Oft empfiehlt es sich, die Gehölzstreifen sternförmig anzulegen. Aber auch mit inselförmigen Anpflanzungen von Gehölzen unterschiedlicher Wuchshöhe kann dieses Ziel erreicht werden. Praxiserfahrungen zeigen, dass der Grünstreifen zwischen den Pflanzungen bei sternförmiger Anlage nicht breiter als neun bis maximal zwölf Meter sein sollte, da die Hühner diese Bereiche sonst nicht nutzen, weil sie keine Deckung geben.

Mobilstall mit rotierendem Auslauf

Ein kurzer Exkurs zur Mobilstallhaltung von Legehennen: Dieses mobile System ermöglicht es den Tieren, den Auslauf optimal zu nutzen. Durch das regelmäßige Umsetzen des Stalls kann sich der Pflanzenbewuchs im nahen Umfeld regenerieren und die Nährstoffe im Boden werden in Pflanzenwachstum umgesetzt. Zudem verhindert das Umsetzen die Anreicherung von Parasiten.

Doch je größer ein Mobilstall ist, desto häufiger muss er versetzt werden, um die Fläche nicht zu übernutzen. Und um den Auslauf optimal nutzen zu können, benötigen die Hühner vor allem in größeren Mobilställen entsprechende Schutzeinrichtungen. Fachleute empfehlen, die Auslauffläche eines Mobilstalles ab einem Abstand von zehn Metern vom Stall entweder mit Photovoltaik-Elementen oder mit Energieholz oder Büschen so zu bepflanzen, dass die Tiere schnell in die hinteren Bereiche des Auslaufs gelenkt werden.

Um die hohen Nährstoffeinträge in Stallnähe und die wachsende Kontaminierung dieser Bereiche mit Krankheitserregern entgegenzuwirken, arbeiten Forschende der Universität Kassel-Witzenhausen im Projekt OptiHuhn an einem neuen Stall- und Beweidungskonzept für Mobilställe. Das Konzept platziert den Stallbereich im Zentrum einer kreisförmigen Anlage. Rund um dieses Zentrum wird ein mobiler Auslaufbereich mit Gestaltungs- und Serviceelementen wie Fütterung, Tränke und Schutz vor Beutegreifern installiert, der mit geringem Aufwand um das Zentrum rotierend versetzt werden kann. Die Erfahrungen der am Projekt beteiligten Landwirte fallen bislang positiv aus, insbesondere in Bezug auf die gleichmäßigere Verteilung der Nährstoffe und den verbesserten Schutz vor Prädatoren. Ziel ist es daher, das System zügig zur Marktreife zu bringen.


Letzte Aktualisierung 12.11.2024

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